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Sunday July 20, 2025 - Sunday November 02, 2025

DZiKADiVA und Wasser auf Kiefer - oder - Die Zeit liegt quer


Kurzbeschreibung

Ab dem 20. Juli 2025 lädt die Städtische Galerie Fruchthalle zu zwei Ausstellungen ein, die sich auf unterschiedliche Weise mit Fragen von Sichtbarkeit, Erinnerung und feministischer Narration auseinandersetzen. DZiKADiVA von Karolina Sobel eröffnet im Erdgeschoss einen fiktionalen Raum – eine Bar, die zugleich als Archiv lesbischer Identitäten in Polen fungiert. Die Künstlerin verknüpft dokumentarische Recherche mit künstlerischer Setzung und macht marginalisierte Geschichten erfahrbar. Im Obergeschoss treten unter dem Titel Wasser auf Kiefer – oder – Die Zeit liegt quer künstlerische Arbeiten von Studierenden der HfG Karlsruhe in einen kritischen Dialog mit der städtischen Sammlung. Aus einem feministischen Blickwinkel heraus beleuchten sie Leerstellen im Archiv, hinterfragen bestehende Ordnungen und schlagen neue Formen des Erinnerns und Erzählens vor.


Beschreibung

Mit DZiKADiVA (dt. „die wilde Diva“) eröffnet die Künstlerin Karolina Sobel einen fiktiven Raum, eine imaginäre lesbische Bar, die zugleich als künstlerisches Archiv funktioniert. Das Projekt untersucht die Vielfalt lesbischer Identitäten in Polen und rückt Fragen von Sichtbarkeit, Repräsentation und Erinnerung in den Mittelpunkt. DZiKADiVA ist mehr als ein Ort der Fiktion, es ist ein Möglichkeitsraum für bislang unsichtbare Geschichten. Im Fokus steht die Aussage der Soziologin Ilse Kokula, dass sie während ihrer Reise 1987 in Polen auf keinen Feminismus gestoßen sei – dass es in Polen keinen Feminismus gebe.

Die in der Archivbar versammelten Beiträge setzen dieser Aussage etwas entgegen und zeigen die Vielfalt feministischer und lesbischer Positionen. Karolina Sobel geht der Frage nach, warum sich trotz der geografischen Nähe von Polen und Deutschland die lesbischen Bewegungen so unterschiedlich entwickelt haben. Sobel verweist unter anderem auf die Soziologin Joanna Mizielińska, die in ihrer Studie Lesbianism in Poland eine fehlende kollektive lesbische Identität beschreibt: Während schwule Männer subkulturelle Treffpunkte und Netzwerke bildeten, blieben viele lesbische Frauen auf private Beziehungen beschränkt und unsichtbar im öffentlichen Raum. Es mangelte an Organisationen, Medien oder sicheren Orten der Begegnung. Die Künstlerin greift diese Leerstelle auf.

Bereits in ihrem früheren Projekt If You Are OK, I Am OK (2018–2021) erforschte Karolina Sobel queere Lebenswelten in Polen und stieß dabei auf einen eklatanten Mangel an dokumentierten lesbischen Biografien, auch in queeren Archiven wie der Lambda-Bibliothek. Im Jahr 1995 sprachen in der ersten TV Talkshow im polnischen Fernsehen drei lesbische Frauen offen über ihre sexuelle Orientierung. Karolina Sobel ist bildende Künstlerin mit Fokus auf künstlerische Fotografie. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit marginalisierten Identitäten und queeren Narrativen. DZiKADiVA verbindet dokumentarische Recherche mit fiktionaler Setzung, eine Einladung, lesbische Geschichte(n) neu zu denken und öffentlich zugänglich zu machen.

Wasser auf Kiefer - oder - Die Zeit liegt quer

Im Obergeschoss der Fruchthalle Rastatt präsentieren Studierende der Staatlichen Hochschule für  Gestaltung Karlsruhe eigene künstlerische Arbeiten, die im Dialog mit der städtischen Sammlung  entstanden sind. Mithilfe von Fotografie, Video, Sound und textilen Medien werden neue Perspektiven eröffnet, Leerstellen sichtbar gemacht und bestehende Strukturen hinterfragt. Im Zentrum stehen dabei Fragen nach Sichtbarkeit, Ausschluss und dem Umgang mit dem Abwesenden. Ausgangspunkt war ein Seminar, das sich auf künstlerische Forschung und feministische Zugänge zur Sammlung stützte. Inspiriert von Kaja Silvermans Idee der „Schwelle der sichtbaren Welt”  untersuchten die Studierenden, was Fotografien zeigen – und was sie verschweigen. Ihre Arbeiten reflektieren, wie Bedeutungen durch Betrachtung, Archivierung und Weitergabe von Bildern entstehen. Die studentischen Positionen kontextualisieren die Sammlung neu, erweitern sie kritisch und laden dazu ein, über alternative Formen des Erinnerns, Erzählens und Sichtbarmachens nachzudenken. Das Seminar wurde von Prof. Susanne Kriemann und Karolina Sobel betreut und in Zusammenarbeit mit Vera Gärtner durchgeführt.



Veranstalter

Städtische Galerie Fruchthalle

Städtische Galerie Fruchthalle
Kaiserstraße 48
76437 Rastatt

Event location

Städtische Galerie Fruchthalle

Städtische Galerie Fruchthalle
Kaiserstraße 48
76437 Rastatt