Mehr Klimaschutz, mehr Lebensqualität: Die Stadt Rastatt hat sich zum Ziel gesetzt, die Verkehrswende nachhaltig zu gestalten. Mit dem Integrierten Mobilitätskonzept soll dies gelingen. Es zeigt auf, wie Verkehrsarten und Verkehrswege in Rastatt sinnvoll und ökologisch verträglich unter allen Nutzern aufgeteilt werden können. Das Mobilitätskonzept steht in engem Zusammenhang mit dem Mobilitätspakt Rastatt.
Was ist der Unterschied zwischen Mobilitätskonzept und Mobilitätspakt?
Wann wurde mit der Konzeptentwicklung begonnen?
In beiden Fällen erfolgte der Start im Jahr 2020. Während das Rastatter Konzept von der Stadt allein mithilfe eines externen Planungsbüros erarbeitet wurde, ist der Mobilitätspakt eine Initiative von zwölf Partnern: Verkehrsministerium Baden-Württemberg (politische Leitung), Regierungspräsidium Karlsruhe (operative Federführung), Stadt Rastatt, Landkreis Rastatt, Regionalverband Mittlerer Oberrhein, Wirtschaftsregion Mittelbaden, TechnologieRegion Karlsruhe, Karlsruher Verkehrsverbund, Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, Mercedes-Benz, Getinge Holding und Siemens.
Wie läuft die Erarbeitung des Mobilitätskonzepts?
Nach Erfassung und Analyse der aktuellen Situation im Verkehrsbereich der Stadt Rastatt wurden Stärken und Schwächen ermittelt und der Handlungsbedarf für die Zeit bis zum Jahr 2035 definiert. Daraus abgeleitet wurden konkrete Einzelmaßnahmen. Das Integrierte Mobilitätskonzept soll Anfang 2023 vom Gemeinderat beschlossen werden.
Wird auch die Öffentlichkeit in den Prozess einbezogen?
Ja, und zwar sehr intensiv. Aus der Bevölkerung sind bereits über 400 Anregungen eingegangen, davon allein mehr als 190 zur Verbesserung des Fuß- und Radverkehrs. An einer Online-Umfrage zu ihrem Mobilitätsverhalten haben sich weitere 480 Personen aus der Region beteiligt. Zusätzlich konnte man in einer interaktiven Karte eigene Ideen zur Verbesserung der Verkehrssituation in Rastatt und der Region selbst eintragen.
Welche Maßnahmen wurden in Rastatt bereits verwirklicht?
Im Rastatter Stadtgebiet wurde durch zusätzliche Fahrbahnmarkierungen die Sicherheit von Radfahrern erhöht. Zudem hat Rastatt im Jahr 2020 mit 29 Teams erstmals am Wettbewerb Stadtradeln teilgenommen. Dadurch konnten sieben Tonnen CO2 eingespart werden. In der Innenstadt wurden Ampelschaltungen optimiert und ein Parkleitsystem installiert, das den Parksuchverkehr verringert und damit die Umwelt entlastet.
Mit dem Pop-up-Radweg gab es im Sommer 2021 eine ganz besondere Aktion. Was steckte dahinter?
Die Stadt hatte vom 29. Juli bis 26. September in der Bahnhofstraße zwischen Bahnhofsvorplatz und Postplatz auf der Fahrbahn in beiden Richtungen für Radler reservierte Flächen markiert. Begleitet wurde das Projekt von einem sogenannten Parking Day, bei dem Parkflächen in der Bahnhofstraße kreativ umgenutzt wurden. Auf dem Kulturplatz wiederum gab es einen großen Aktionstag rund ums Fahrrad mit vielen Infos und Mitmach-Aktionen.
Wurde der Pop-up-Radweg gut angenommen?
Das Angebot hat zwar nicht wie erhofft zu einer nennenswerten Steigerung des Radverkehrs in der Bahnhofstraße geführt. Die Ausweisung der beiden Radstreifen und die dadurch bewirkte Reduzierung der Fahrbahn auf eine Spur in jede Richtung sorgte jedoch für eine Beruhigung des motorisierten Verkehrs. Die Zahl der zu schnell fahrenden Autos konnte durch den Pop-up-Radweg um 25 Prozent verringert werden. Das hat sich positiv auf das Lärmempfinden der Anwohner ausgewirkt.
Wie haben die Autofahrer auf den Pop-up-Radweg regiert?
Die Befürchtung, dass der motorisierte Verkehr wegen der Reduzierung auf eine Richtungsfahrbahn stark beeinträchtigt werden könnte, hat sich nicht bestätigt. Lediglich zu Stoßzeiten kam es vor der Kreuzung am Hilberthof zu geringen zeitlichen Verzögerungen. Auf die Fahrzeiten der Buslinien gab es keine negativen Auswirkungen.
Was hat sich in der Region in Sachen Mobilität getan?
Die jüngste Maßnahme des Mobilitätspakts wurde im Dezember 2022 gestartet. Die Buslinie 231 der Verkehrsgesellschaft Rastatt fährt seitdem im Ein-Stunden-Takt vom Rastatter Bahnhof über Wintersdorf bis nach Soufflenheim und Seltz. Das geht ganz bequem mit einem einzigen KVV-Ticket der Wabe 361. Ein Fahrschein für das elsässische Verkehrsnetz Fluo 67 wiederum berechtigt zur Fahrt bis nach Rastatt.
Die grenzüberschreitende Buslinie ist ein zunächst auf drei Jahre befristetes Testangebot. Die Kosten teilen sich auf deutscher Seite das Verkehrsministerium Baden-Württemberg, der Landkreis Rastatt, die Stadt Rastatt und Mercedes-Benz, auf französischer Seite die Région Grand Est, die Collectivité Européenne d´Alsace, die Zweckverbände Pays Rhénan und Communauté de Communes de la Plaine du Rhin sowie das Einkaufszentrum Roppenheim The Style Outlets.
Welche Projekte aus dem Mobilitätspakt wurden umgesetzt?
Am Rastatter Bahnhof wurde Anfang 2022 ein sogenannter regiomove-Port eingerichtet. Dort können Reisende zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln wählen und diese bequem wechseln. Außerdem können sie sich über Car-Sharing-Angebote und Radabstellplätze informieren. Es gibt Schließfächer für kleinere Gepäckstücke, Regenhosen oder Fahrradhelme. Ein zentrales digitales Terminal auf dem Bahnhofsvorplatz ermöglicht einen Überblick über Routen, Mobilitätsangebote vor Ort und innerstädtische Reiseziele. In Kombination mit der regiomove-App können Fahrten direkt am Terminal gebucht werden. Im Karlsruher Verkehrsverbund gibt es sieben solcher regiomove-Ports.
Gibt es noch weitere bereits realisierte Maßnahmen?
Die vom Bahnhof Rastatt zum Baden Airpark bestehende Regiobuslinie X34 wurde bereits im Dezember 2020 bis zum Bahnhof Bühl verlängert. Außerdem dürfen Mitarbeiter des Mercedes-Benz-Werks Rastatt nun mit ihrem Fahrrad direkt aufs Gelände radeln, wo 200 Stellplätze neu angelegt wurden. Die Firma Getinge wiederum ermöglicht ihrer Belegschaft das Leasing von E-Fahrrädern. Außerdem können die in der Getinge-Verwaltung Beschäftigten bis zu drei Tage im Homeoffice arbeiten. Auch dadurch werden Straßen, Busse und Bahnen und die Umwelt entlastet. Außerdem wird mit Hochdruck an der Realisierung des geplanten Radschnellwegs Karlsruhe-Rastatt gearbeitet.
Persönlicher Kontakt
Mobilitätsbeauftragter