Die südlich an das Wohnhaus angebaute Remise mit Ölmühle erhielt in den Jahren 1840 im Zuge größerer Umbaumaßnahmen von Konrad Jung wohl ihr heutiges Aussehen. Die Mühle selbst, die Konrad ”gebraucht” erwarb und die ursprünglich mit Wasserkraft betrieben war, wurde vermutlich 1863 eingebaut.
Ölmüllerei bringt nebenher Geld ein
Für das Ölmühlengebäude selbst wurden zum Teil sogenannte Zweithölzer verwendet, was an den Gebrauchsspuren ablesbar ist. Sie stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, vielleicht von einem Abbruchhaus aus der Nachbarschaft. Die Ölmüllerei zählte neben der Küferei, der Landwirtschaft mit Viehhaltung und der Schnapsbrennerei zu den Nebenerwerbszweigen der Familie Jung. Als Kundenmühle oder Lohnschlagmühle verarbeitete sie den angelieferten Ölsamen der Ottersdorfer Bauern zu Öl. Der Schlaglohn wurde mit Geld, häufiger aber mit Öl oder Ölkuchen, der – je nach Frucht – als Beifutter für das Vieh oder als Brennmaterial verwertet wurde, entrichtet.
Wie wurde das Öl gewonnen?
Die Arbeitsschritte der Ölgewinnung – reinigen – zermahlen – pressen – haben sich grundsätzlich bis heute nicht verändert. Die Ölfrüchte wie Raps, Mohn, Lein, Walnüsse und in Notzeiten auch Bucheckern wurden je nach Frucht in der Quetsche (Schrotmühle) vorgeschrotet und dann im Kollergang von zwei großen Mahlsteinen fein zerrieben. Die gemahlene Frucht wurde erhitzt und das Öl in der Schlagpresse ausgepresst.
Industriell hergestellte Öle verdrängen heimische Produkte
Peter Jung und seine Tochter Kunigunde, die die Arbeiten in der Ölmühle bis zu ihrer Heirat 1911 verrichtete, gaben die Ölmüllerei zu diesem Zeitpunkt wieder auf. Die durch die Erfindung der Dampfmaschine nun industriell hergestellten und z.T. importierten Öle machten den vorher sehr einträglichen saisonalen Nebenerwerb unrentabel. Die Ölmühle fiel in einen Dornröschenschlaf, bis der aus Ottersdorf stammende Architekt Josef Seitz 1963 auf das eindrucksvolle technische und für die Region selten gewordene Kulturdenkmal aufmerksam machte. Es sollte über 30 Jahre dauern, bis die völlig unberührte, mittlerweile jedoch stark verfallene Ölmühle restauriert und 1994 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Öffnungszeiten
Das Riedmuseum Rastatt ist von März bis Oktober geöffnet
Fr, Sa, So und an Feiertagen: 14 Uhr bis 18 Uhr
Gruppenführungen nach Vereinbarung
Eintrittspreise
Erwachsene 4 Euro, ermäßigt 2 Euro
Eintritt frei am 1. Freitag im Monat
Führungen: 45 Euro (Mo-Fr), 55 Euro (Wochenende/Feiertage)
Freier Eintritt mit dem Museums-Pass-Musées
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