„Wie ein Martinshorn“: Siegerentwurf für neue Kernstadt-Feuerwache prämiert
Der Standort für die neue Feuerwache der Kernstadt in der Zaystraße steht schon seit einer ganzen Weile fest. Seit Dienstag weiß man auch, wie das neue Domizil der innerstädtischen Floriansjünger aussehen könnte, nämlich „wie der Trichter eines Martinshorn“. Das meinte OB Monika Müller augenzwinkernd bei der öffentlichen Vorstellung des Siegerentwurfs des ausgelobten Architektenwettbewerbs, bei dem sich 17 Büros aus ganz Deutschland beworben hatten. Das Rennen machte überraschend das einzige Rastatter Architekturbüro im Wettbewerb, DUplus Hunzinger Krug Architekten PartGmbB.
Volle neun Stunden hatte tags zuvor das Preisgericht, bestehend aus 24 Preisrichtern sowie Sachverständigen (von Architekten, Feuerwehrleuten bis hin zu Gemeinderäten), getagt, bis endlich der sprichwörtliche weiße Rauch aufstieg und der Gewinner feststand – am Ende sogar einstimmig gewählt. Er wird im Anschluss seine Planungen dem Rastatter Gemeinderat als Grundlage für die Beschlussfassung präsentieren. „Die neue Feuerwache ist ein Meilenstein für die künftige Sicherheit und den Brandschutz“, so Müller. „Mit dem Entwurf sind wir auf dem richtigen Weg und können hoffentlich schnell mit der Umsetzung starten“. Wenn alles gut läuft, soll 2027 mit dem Bau begonnen werden, die Fertigstellung ist 2029 anvisiert.
Der Siegerentwurf sieht vor, dass die neue Feuerwache in nachhaltiger und vorfertigbarer Holzbauweise entsteht, entlang der Zaystraße, stadtauswärts auf der linken Seite. Das neue Gebäude wird nicht höher sein als die umgebenden Baumkronen, um die Frischluftzufuhr in die Stadt zu gewährleisten. Es hat eine in sich geschlossene Form, mit dem Schlauch- und Übungsturm sowie den Fahrzeughallen parallel zur Straße. Unter Berücksichtigung des Schallschutzes für die Anwohner sind dadurch die Verkehrswege für die Einsatzfahrzeuge kurz und eine schnelle Ausfahrt möglich. Die Funktionsräume befinden sich im inneren Bereich des Gebäudes und entlang der Brufertstraße. Es gibt eine Galerieebene und extra Räume eigens für die Kinder- und Jugendgruppen. Dies war vor allem den Kameraden der Feuerwehr wichtig, um Haupt- und Ehrenamt zu fördern, Gemeinschaft zu leben und den Nachwuchs zu motivieren.
Derzeit gibt es in der Kernstadt 90 aktive Feuerwehrleute, 15 hauptamtliche Mitarbeiter, 42 Kinder und Jugendliche sind in der Kindergruppe ab 6 Jahren und der Jugendfeuerwehr ab 10 Jahren. Deren neuer Chef, Feuerwehrkommandant Thomas Reiff und seine Stellvertreter, Christoph Menzel und Michael Quednau, sind begeistert. „Im neuen Gebäude, wie der Entwurf es vorsieht, werden wir endlich wieder genügend Platz haben, die Schwarz-Weiß-Trennung kann besser realisiert werden und perspektivisch könnten wir sogar zusätzliche Fahrzeuge anschaffen, drei Stellplätze sind schon eingeplant“. Sogar eine Erweiterung des Gebäudes stadtauswärts wäre möglich, Fläche dafür ist vorhanden. „Wir Kameraden sind sehr zufrieden“. Der Entwurf von DUplus sei von Anfang an auch ihr Favorite im Wettbewerb gewesen, da er in der Funktionalität überzeugt habe.
Das Architekturbüro DUplus ist in Rastatt kein Unbekanntes, sondern seit vielen Jahren verlässlicher Partner der Stadt. Zuletzt hatten sie 2019 im Rahmen der Machbarkeitsstudie Entwürfe für die neue Feuerwache präsentiert, die jedoch mit den jetzigen kaum mehr etwas zu tun haben, wie der Leiter des Preisgerichts, Prof. Ludwig Wappner aus München, betonte. „Die Architekten haben sich einmal gehäutet und das Objekt völlig neu erfunden. Eine großartige Leistung. Chapeau“. Wer jetzt Vetternwirtschaft vermutet, liegt jedoch völlig falsch. „Die Entwürfe wurden anonym allein anhand eines Kriterienkataloges bewertet, dabei zählten sowohl Funktionalität, Wirtschaftlichkeit, als auch Ästhetik“, führte Prof. Wappner aus. „Umso größer am Ende die Überraschung, als es DUplus wurde.“
Des Lobes voll war der Professor auch für die Stadt Rastatt, einen Wettbewerb für ein Funktionsgebäude wie eine Feuerwache auszuloben. 2023 wurde die Projektsteuerung vom Gemeinderat an Hitzler Ingenieure vergeben. Gemeinsam mit dem Ingenieurbüro hatte die Stadtverwaltung den Architekturwettbewerb ausgeschrieben, um das bestmögliche Gesamtkonzept für eine neue Feuerwache am Standort in der Zaystraße zu finden. „Dies zeigt, welch hohen Stellenwert man der Feuerwehr nicht nur als Dienstleister, sondern auch als kulturelle Institution in Rastatt beimisst – nicht zuletzt was die Jugendförderung betrifft“, so Prof. Wappner.
Dem stimmte Bürgermeister Raphael Knoth zu. „Der bestehende Standort der Feuerwache in der Plittersdorfer Straße funktioniert einfach nicht mehr. Das fängt damit an, dass die Höhen für die Fahrzeuge nicht mehr stimmen, diese in zwei Reihen parken müssen und vieles mehr.“ Das alte Gebäude – Grundsteinlegung war 1968 – entspricht nicht mehr den heutigen und künftigen Anforderungen an eine Feuerwehr. Nachbesserungen im Bestand sind aufgrund der beengten Platzverhältnisse nicht möglich, weshalb der Gemeinderat bereits 2020 die Stadtverwaltung beauftragt hatte, eine neue Feuerwehrwache am Standort Zay zu konzipieren.
Öffentliche Ausstellung der Entwürfe bis 9. Juni
Interessierte können sich die Entwürfe bis Sonntag, 9. Juni 2024, täglich von 15 bis 18 Uhr, im LTur-Gebäude, Karlsruher Straße 22, anschauen (Zufahrt über die Niederwaldstraße. Der Eingang befindet sich im Erdgeschoss, Zugang Unfallchirurgie).