AKUELLER HINWEIS
Vom 7. bis 20. Juli ist die Städtische Galerie Fruchthalle geschlossen. In dieser Zeit werden die zwei neuen Ausstellungen "DZiKADiVA" und "Wasser auf Kiefer - oder - Die Zeit liegt quer" aufgebaut. Beide Ausstellungen werden am Sonntag, 20. Juli, 15 Uhr eröffnet.
DZiKADiVA und Wasser auf Kiefer - oder - Die Zeit liegt quer
Ab dem 20. Juli 2025 lädt die Städtische Galerie Fruchthalle zu zwei Ausstellungen ein, die sich auf unterschiedliche Weise mit Fragen von Sichtbarkeit, Erinnerung und feministischer Narration auseinandersetzen.
DZiKADiVA
Die Ausstellung von Künstlerin von Karolina Sobel eröffnet im Erdgeschoss einen fiktionalen Raum – eine Bar, die zugleich als Archiv lesbischer Identitäten in Polen fungiert. Die Künstlerin verknüpft dokumentarische Recherche mit künstlerischer Setzung und macht marginalisierte Geschichten erfahrbar.
Titel Wasser auf Kiefer – oder – Die Zeit liegt quer
Im Obergeschoss treten unter dem Titel Wasser auf Kiefer – oder – Die Zeit liegt quer künstlerische Arbeiten von Studierenden der HfG Karlsruhe in einen kritischen Dialog mit der städtischen Sammlung. Aus einem feministischen Blickwinkel heraus beleuchten sie Leerstellen im Archiv, hinterfragen bestehende Ordnungen und schlagen neue Formen des Erinnerns und Erzählens vor.
DZiKADiVA
Ausstellungsdauer: 20. Juli bis 2. November 2025
Soft Opening: 18. Juli 2025, 18 Uhr, Führung ab 16 Uhr
Eröffnung: 20. Juli 2025, 15 Uhr
Mit DZiKADiVA (dt. „die wilde Diva“) eröffnet die Künstlerin Karolina Sobel einen fiktiven Raum, eine imaginäre lesbische Bar, die zugleich als künstlerisches Archiv funktioniert. Das Projekt untersucht die Vielfalt lesbischer Identitäten in Polen und rückt Fragen von Sichtbarkeit, Repräsentation und Erinnerung in den Mittelpunkt. DZiKADiVA ist mehr als ein Ort der Fiktion, es ist ein Möglichkeitsraum für bislang unsichtbare Geschichten.
Im Fokus steht die Aussage der Soziologin Ilse Kokula, dass sie während ihrer Reise 1987 in Polen auf keinen Feminismus gestoßen sei – dass es in Polen keinen Feminismus gebe. Die in der Archivbar versammelten Beiträge setzen dieser Aussage etwas entgegen und zeigen die Vielfalt feministischer und lesbischer Positionen. Karolina Sobel geht der Frage nach, warum sich trotz der geografischen Nähe von Polen und Deutschland die lesbischen Bewegungen so unterschiedlich entwickelt haben.
Sobel verweist unter anderem auf die Soziologin Joanna Mizielińska, die in ihrer Studie Lesbianism in Poland eine fehlende kollektive lesbische Identität beschreibt: Während schwule Männer subkulturelle Treffpunkte und Netzwerke bildeten, blieben viele lesbische Frauen auf private Beziehungen beschränkt und unsichtbar im öffentlichen Raum. Es mangelte an Organisationen, Medien oder sicheren Orten der Begegnung.
Die Künstlerin greift diese Leerstelle auf. Bereits in ihrem früheren Projekt If You Are OK, I Am OK (2018–2021) erforschte Karolina Sobel queere Lebenswelten in Polen und stieß dabei auf einen eklatanten Mangel an dokumentierten lesbischen Biografien, auch in queeren Archiven wie der Lambda-Bibliothek. Im Jahr 1995 sprachen in der ersten TV Talkshow im polnischen Fernsehen drei lesbische Frauen offen über ihre sexuelle Orientierung.
Karolina Sobel ist bildende Künstlerin mit Fokus auf künstlerische Fotografie. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit marginalisierten Identitäten und queeren Narrativen. DZiKADiVA verbindet dokumentarische Recherche mit fiktionaler Setzung, eine Einladung, lesbische Geschichte(n) neu zu denken und öffentlich zugänglich zu machen.
Wasser auf Kiefer - oder - Die Zeit liegt quer
20. Juli bis 2. November 2025
Soft Opening: 18. Juli 2025, 18 Uhr
Eröffnung: 20 Juli 2025, 15 Uhr
Im Obergeschoss der Fruchthalle Rastatt präsentieren Studierende der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe eigene künstlerische Arbeiten, die im Dialog mit der städtischen Sammlung entstanden sind. Mithilfe von Fotografie, Video, Sound und textilen Medien werden neue Perspektiven eröffnet, Leerstellen sichtbar gemacht und bestehende Strukturen hinterfragt. Im Zentrum stehen dabei Fragen nach Sichtbarkeit, Ausschluss und dem Umgang mit dem Abwesenden.
Ausgangspunkt war ein Seminar, das sich auf künstlerische Forschung und feministische Zugänge zur Sammlung stützte. Inspiriert von Kaja Silvermans Idee der „Schwelle der sichtbaren Welt” untersuchten die Studierenden, was Fotografien zeigen – und was sie verschweigen. Ihre Arbeiten reflektieren, wie Bedeutungen durch Betrachtung, Archivierung und Weitergabe von Bildern entstehen. Die studentischen Positionen kontextualisieren die Sammlung neu, erweitern sie kritisch und laden dazu ein, über alternative Formen des Erinnerns, Erzählens und Sichtbarmachens nachzudenken. Das Seminar wurde von Prof. Susanne Kriemann und Karolina Sobel betreut und in Zusammenarbeit mit Vera Gärtner durchgeführt.
Gathering Moss on worm-like Grounds
Vom 2. Februar bis zum 6. Juli 2025 ist die Ausstellung „Gathering Moss on worm – like Grounds“ in der Städtischen Galerie Fruchthalle zu sehen. Die Galerie präsentiert dabei Werke von Künstlerinnen und Künstlern wie Hannah Cooke, URSULA und Georg Baselitz.
„Gathering Moss on worm-like Grounds“ untersucht die vielschichtigen Verbindungen zwischen Kunst, Natur und Ökologie und verknüpft diese mit einer regionalen Perspektive. Dabei thematisiert die Ausstellung zentrale Fragen zu Wasser, Boden, Gärten und Regionalität. Diese Aspekte spiegeln historische wie zeitgenössische Perspektiven wider und lenken den Fokus auf die Verantwortung der Kunst in einer ökologisch herausgeforderten Welt.
Das Moos dient dabei als Symbol für Resilienz und Interkonnektivität. Es steht beispielhaft für die oft verborgenen, aber essenziellen Prozesse der Natur und lädt dazu ein, Achtsamkeit als Basis für eine nachhaltige und gerechte Zukunft zu verstehen. Der Garten – als Bild für Pflege, Koexistenz und Transformation – ergänzt diese Themenvielfalt und regt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit institutionellen Praktiken an.
Die Ausstellung hinterfragt die Rolle von Kunstinstitutionen als treibende Kräfte für ökologischen und nachhaltigen Wandel und ermutigt dazu, sowohl lokale als auch globale Herausforderungen neu zu denken.
Im Mai 2025 greift die Installationskünstlerin Alex Besta mit einer Intervention in die Ausstellung ein. Ihre Arbeit vertieft den Dialog über „Kinship“ – die enge Verbundenheit aller Lebewesen – und macht den prozesshaften Charakter der Ausstellung erlebbar. So wird „Gathering Moss on worm-like Grounds“ zu einem Raum, der Perspektiven für eine mehr-als-menschliche Zukunft eröffnet.
Ein interdisziplinäres Vermittlungsprogramm, das in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Rastatt entwickelt wird, begleitet die Ausstellung. Es fördert einen offenen Dialog über die ökologischen Herausforderungen der Gegenwart und lädt dazu ein, über nachhaltige und gerechte Zukunftsperspektiven nachzudenken.
Unyielding Repetition
Mit ihrer erstmals in Deutschland gezeigten Videoinstallation Unyielding Repetition knüpft die Künstlerin Alex Besta an die Themen der Ausstellung „Gathering Moss on worm-like Grounds“ an und ergänzt sie um historische und materielle Aspekte. Ausgangspunkt der Arbeit sind digital rekonstruierte Fragmente von Steinskulpturen, deren Oberflächen von Jahrhunderten der Erosion gezeichnet sind.
Die in Paris entstandene Installation verwebt 3D-Scans, organisches Material und eine atmosphärische Klangkomposition zu einer poetischen Erzählung über Zeit, Zerfall und das Spannungsfeld zwischen menschlicher Gestaltung und natürlichen Prozessen. Natur erscheint hier nicht als passive Kulisse, sondern als formgebende Kraft und als stille Autorin neuer Bilder und Bedeutungen. Unyielding Repetition lädt dazu ein, Fragen nach künstlerischem Erbe, Vergänglichkeit und ökologischer Verantwortung neu zu stellen.
Rahmenprogramm
- 1. Mai, 15.30 Uhr: Eröffnung mit Alex Besta (Galerie Fruchthalle bereits ab 15 Uhr geöffnet)
- 8. Mai, 16.30 Uhr: Führung (circa eine Stunde)
- 1. Juni und 15. Juni, 14 Uhr: Kombiführung in Fruchthalle und Stadtmuseum (circa eineinhalb Stunden), Treffpunkt: Fruchthalle
- 6. Juli: Ende der Ausstellung