Die Idee, im Wohnhaus Am Kirchplatz 6 mit historischer Ölmühle ein heimatgeschichtliches Museum für Ottersdorf einzurichten, reicht bis in die 1960er Jahre zurück und sollte bis zur Eröffnung des ersten Teilabschnitts 1994 auf die unterschiedlichsten Weisen verwirklicht werden.
Der in Ottersdorf gebürtige Baden-Badener Architekt Josef Seitz übernahm wohl 1963 die erste Initiative, als er dem Gemeinderat vorschlug, ein Heimatmuseum zur Bewahrung der Ortsgeschichte in Ottersdorf einzurichten. Die Bürgerschaft wurde aufgerufen, ortstypische Gegenstände mit historischem Wert zu sammeln und bei der Gemeinde abzugeben. Bereits zwei Jahre später wurde die Ölmühle als technisches Kulturdenkmal in die Heimatmuseumspläne mit einbezogen. Zunächst scheiterten Ankauf und Sanierung hauptsächlich an den finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde. Als Ottersdorf 1971 eingemeindet wurde, legte man im Fusionsvertrag mit Rastatt Wert darauf, dass das kulturelle Eigenleben und das örtliche Brauchtum der Riedgemeinde gefördert würde. Die Stadt Rastatt stellte ab 1974 Haushaltsmittel ein, um das Grundstück Am Kirchplatz 6 erwerben zu können, der Kauf wurde aber erst 1986 vollzogen. Maria Burster, geb. Jung, bewohnte das Haus zu diesem Zeitpunkt noch, erhielt aber lebenslanges Wohnrecht. Im Zuge des Dorfentwicklungsprogramms des Landes Baden-Württemberg, später auch Programm ”Ländlicher Raum” genannt, erfuhr der Kirchplatz als Ortskern eine enorme Aufwertung, in dessen Folge auch das Nachbargrundstück ”Lamm” - als Museumsstandort ausgewiesen - erworben werden konnte. Zur selben Zeit wurde das PAMINA-Projekt der EU ins Leben gerufen, das u.a. eine dezentrale Museumsstraße auf französischer und deutscher Seite vorsah, um den Kultur- und Landschaftsraum in der Südpfalz (PA=Palatinat), des mittleren Oberrheins (MI) und des Nordelsass (NA= Nord Alsace) darzustellen. Die von der EU in Aussicht gestellten Fördermittel konkretisierten auch die Museumspläne für Ottersdorf. Im Rahmen des Gesamtkonzeptes der PAMINA-Museen sollte im Riedmuseum das Thema ”Rheinkorrektion” umgesetzt werden. Durch den Ankauf vom Gasthaus ”Lamm” wurde das Wohnhaus Am Kirchplatz 6 mit landwirtschaftlichen Nebengebäuden und Ölmühle frei für die Idee, diesen Museumsbereich komplett als Freilichtmuseum zu konzipieren. Als Maria Burster 1993 starb, wurde deshalb das gesamte Wohnhausinventar erworben, um später die für das Ried exemplarische authentische Wohnsituation des Hauses Am Kirchplatz 6 darstellen zu können. In diesem Jahr wurde auch im Bauabschnitt 1 die Ölmühle mit Hilfe von Fördermitteln der Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg restauriert, zeitgleich mit dem Ölmühlengebäude, der Scheune und dem Schweinestall. 1994 wurde im Bauabschnitt 2 die Museumskonzeption für das ”Museum in der Scheune” in der umgebauten Scheune auf dem Grundstück des Gasthauses “zum Lamm” mit dem Thema ”Rheinkorrektion” realisiert und im Herbst eröffnet. Auch die Ölmühle war nun für die Öffentlichkeit zugänglich.
Wieder waren es EU-Mittel, die im Rahmen von Interreg II fünf Jahre später die Sanierung und Einrichtung des Wohnhauses in einem dritten Bauabschnitt ermöglichten. Das eingerichtete Wohnhaus wurde im September 2001 als letzter Teilabschnitt eröffnet.