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Das Kantorenhaus in RastattMit der Sanierung und Öffnung des Kantorenhauses 2010 bot sich für die Stadtgeschichte erstmal die Möglichkeit, in einem Gebäude, das einst als Wohnhaus des Lehrer und Kantors der jüdischen Gemeinde genutzt war, einen Einblick in das jüdische Leben in Rastatt zu geben. Aufgrund der beschränkten Platzmöglichkeiten wurde das Thema weitgehend auf den Zeitraum um 1900 eingegrenzt. Kernstück der Präsentation ist eine topografische Darstellung Rastatts, in der die Häuser und Liegenschaften jüdischer Eigentümer eingetragen sind. Sie steht für die Präsenz und Integration der jüdischen Gemeinde in Rastatt, die bis in die 1920er Jahre auch gut funktionierte. Jüdische Unternehmen trugen auch zum Wohlstand Rastatts bei, insbesondere nach der Entfestigung. Zwei Objekte in er Ausstellung geben Zeugnis davon: Der schöne Damensekretär des Möbelschreiners und Fabrikanten Sigmund Löw, der von 1870 bis 1879 sein Geschäft in Rastatt betrieb und der große, aus Holz geschnitzte Wegweiser der Fa. Werola, die nach dem Ersten Weltkrieg nach Rastatt kam, um hier eine Fabrik für Krepp- und Buntpapiere zu gründen, die heute noch in Rastatt produziert. Beispielhaft herausgegriffen wurden in Text und Bild drei Biografien: Hedda Kuhn, die rechtzeitig mit ihrer Familie nach Dänemark emigrieren konnte, Josef Julius Mayer, bekannt auch als „Mayer-Seppel“ oder „Zigarrenmayer“ aus dem „Dörfel“, der im Alter von 75 Jahren nach Gurs deportiert wurde und dort starb und Lilly Wächter, die als Halbjüdin die Shoa in Rastatt überlebte und sich nach dem Krieg stark in der Friedensbewegung engagierte. Übergriffe und gezielte Hetzkampagnen gegen jüdische Bürger begannen in Rastatt bereits Anfang der 1930er Jahren. Zwischen 1933 und 1939 gelang es einem Teil der Rastatter Juden zu emigrieren, meist nach Frankreich, in die USA oder nach Palästina, was in der Ausstellung durch eine tabellarische Darstellung deutlich wird. Dennoch war es einem Teil der Rastatter Juden nicht möglich die Stadt zu verlassen. Sie wurden am 22.10.1940 in einem organisierten Massentransport in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Das damals erstellte amtliche Verzeichnis mit den Namen der Deportierten wird in der Ausstellung mittels einer Lichtinstallation projiziert. Der Dokumentationsraum zur jüdischen Geschichte Rastatts ist eine Außenstelle des Stadtmuseums, die keine eigenen Öffnungszeiten besitzt. Besucher sind zu den Kontaktzeiten des Stadtteilzentrums West dienstags von 14 bis 17 Uhr willkommen. → Flyer zum Kantorenhaus auf Deutsch und Englisch Gruppenführungen: Nach Voranmeldung im Stadtmuseum Rastatt telefonisch unter 07222 972-8400. ![]() |
KontaktAdresse Kantorenhaus: Ansprechpartnerin vor Ort: Öffnungszeiten: InformationenGruppenführungen in Kombination mit einer Stadtführung zur jüdischen Geschichte nach Voranmeldung im: Stadtmuseum Rastatt Der Eintritt ist frei! |